Blinde nicht behindern
Blinde Menschen möchten vor allem eines: Von den Sehenden nicht behindert werden. Auch wenn dieser Wunsch unkonventionell erscheint, ist er ein häufiges Thema für rund 150.000 blinde Menschen in Deutschland. Ihnen wird häufig unterstellt, dass sie sich in ihrer Umgebung nicht zurechtfänden.
Blinde Menschen können jedoch mehr, als ihr Umfeld ahnt. Daraus entstehen viele Missverständnisse. Fast jeder Blinde kennt die Situation, in der ihn ein hilfsbereiter Mitbürger an den Arm zerrt und über die Straße führt – eine Straße, die er gar nicht überqueren wollte! Das gut Gemeinte schlägt oft ins Gegenteil um.
Dabei ist es doch gar nicht so schwer, den Menschen, egal ob blind und sehend, anzusprechen und nachzufragen, ob man ihn unterstützen kann.
Hier ein paar Zitate von Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit zu dem Erlebten im Alltag:
Leitlinie Kölner Hauptbahnhof
Sicherlich kennen wir alle die Leitlinien für blinde Menschen im Kölner HBF. Diesen nutzte ich mit meinem Mann auf dem Weg zum Shoppen in die Kölner Innenstadt. Nichtsahnend und sich unterhaltend, ging ich dort entlang. Plötzlich „rasselte" ich mit einer anderen Person zusammen. Erbost rief ich: „Das ist eine Blinden-Leitlinie, ich bin blind!" Vom erschrockenen Gegenüber kam: „Ich auch!"
Reisen und Mobilität
Am Hauptbahnhof brauchte ich Hilfe am Bahnsteig. Ich hörte verschiedene Leute beim Gespräch. Als ich in die Nähe kann und fragte: „Guten Tag, kann mir bitte jemand helfen?" reagierte niemand. Nach einiger Zeit „erbarmte" sich dann eine der dort stehenden und sagte: „Ich konnte ja nicht wissen, dass Sie mich meinen. Sie haben mich ja nicht angeschaut."
Einkaufen
Beim Einkaufen bei Netto entdeckte mich ein kleines Mädchen. Diese fragte schüchtern ihre Mutter: "Was hat die Frau denn da?" Die Mutter zog das Kind ein Stück weg und sagte: "Pssst nicht so laut." Daraufhin bin ich zu ihnen und sagte: „Keine Angst, lassen Sie ihr Kind ruhig fragen" und erklärte ihr meinen Blindenstock und dass ich nicht sehen kann.
Mit Sehenden unterwegs
Mein Stock ist mein Begleiter. Immer öfter kommt es vor, dass meine Freunde der Ansicht sind, dass ich diesen nicht brauche, wenn sie mit mir unterwegs sind. Sei es im Restaurant oder in einem Geschäft. Der Stock ist nicht nur Hilfsmittel, sondern auch Kennzeichnung. Manchmal nerven diese Diskussionen!
Begleitperson im Einsatz
Zu einem Termin in einer fremden Stadt, wurden wir von meinem „alten Herrn" begleitet. Der Eingang des Veranstaltungsortes war nicht direkt zu erkennen und so suchten wir eine Zeit lang am Gebäude bzw. auf dem Vorplatz. Beim umher wandern passierte es dann. Die Treppenstufen hatten die gleiche Farbe wie der Vorplatz und waren für mich nicht zu erkennen. Durch einige große Ausfallschritte konnte der Sturz vermieden werden. Auf meine Frage an die sehende Begleitung: „Hast du die Treppenstufen gesehen?", kam die Antwort: „Ja klar!"